
Eine witzige Situation gab es dann gegen Ende der 1990er Jahre. Damals wurde die Bezuschussung von Rettungsdienstfahrzeugen durch das Land ohnehin eingestellt, so dass sich mehr oder weniger niemand mehr so richtig an den alten Erlass von 1978 gebunden fühlte. In dieser Zeit entstanden in NRW (LEIDER!!!) diverse mehr oder weniger unsinnige und mehr oder weniger geglückte "Design-Experimente", beispielsweise mit Fahrzeugen in RAL 3000 und gelben Streifen oder, oder, oder...
Daraufhin erschien am 25.09.2002 ein neuer Erlass des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit, in dem es um die "Zulassung und Normung von Fahrzeugen des Rettungsdienstes sowie deren Farbgebung" geht. In Absatz 4 dieses Erlasses wird darin noch einmal erneut bekräftigt, was schon 1978 festgelegt worden war (genauere Hinweise zu den Festlegungen poste ich gern nachträglich, falls Interesse besteht) - Zuschuss hin oder her.
Es heißt insbesondere: Andere Farben [als leuchtrot und weiß, H.K.] wie z. B. schwefel- oder eurogelb werden nicht mit dem Rettungsdienst in Verbindung gebracht und können daher zu Irritationen führen. Dies ist übrigens ein Grund dafür, dass z. B. die Feuerwehr Dortmund (die gerade ihren gesamten Fahrzeugpark auf ein eigenes Design in RAL 3000 mit gelben Streifen umgestellt hatte) wieder "zurück in die Zukunft" musste...
Und noch ein Hinweis für Historiker: Auch vor 1978 gab es schon eine NRW-weit einheitliche Lackierung, an die sich viele (aber nicht alle?!) Feuerwehren gehalten haben. Hier einige Beispielfotos:


In Essen wurde eine abweichende Variante gefahren, wobei diese ausgesprochen sinnvoll gewesen ist (die aktuellen Rettungsdienstfahrzeuge in Schleswig-Holstein werden auch nicht ohne Grund exakt so lackiert!). Das (sehr gefällige!) Farbschema lautete: Unten weiß, (nur) oben rot (teilweise dann aber wieder mit weißem Dach)! Denn: Unten wird das Fahrzeug ohnehin von anderen PKW im Straßenverkehr verdeckt (da muss also keine teure Leuchtfarbe hin). Zudem lassen sich Schäden nach Kollisionen leichter reparieren bzw. überlackieren. Auch hier Beispiele (linkes Bild: KTW "alte" Lackierung, RTW bereits im neuen "Look"; mittleres Bild: RTW in der alten Farbgebung mit rotem Dach; rechts: RTW in rot/weiß/rot):
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Und dann gab es noch lustige Einzelstücke, bei denen sich die Lackierer wohl nicht ganz sicher waren, welche Farbgebung denn nun die richtige ist... (oder es wurde bei Reparaturen dann wirklich das RAL 3024 gespart). Solche Fahrzeuge sahen dann so aus:
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Abschließend ein Literaturhinweis: Über die NRW-Lackierung wurde im Rettungsmagazin 4/2003, Seite 62-64 ausführlich berichtet!