Hallo,
zitiert von GIHL:
Damit hatten lange Diskussionen und Eigenversuche der Feuerwehren ein Ende gefunden.
Thorsten Erbe hat geschrieben:Wenn ich da noch etwas zum Besten geben darf: es ist nicht überall so, dass die Kfz-Kennzeichen angebracht wurden. In meinem Heimatlandkreis (Helmstedt) [...] wurde die Funkkennung auf dem Dach placiert, nicht das Kennzeichen. Das war lange im ganzen Landkreis dann so.
Ach ja, das ist ja oft das "tolle" an Feuerwehrs in Deutschland, es gibt immer welche, die "schlauer" sind...
[Das geht nicht gegen Dich, Thorsten, oder persönlich gegen irgendjemand anders!]
Helmstedt ist ja im Prinzip (fast) der Nachbarlandkreis von Peine, unsere Truppenteile sind 1975 (und später auch) einigen km weiter östlich um Leiferde / Gifhorn herumgetobt, könnten also durchaus mit Kräften aus Helmstedt zusammengetroffen sein. Die Funkrufnamen könnten wir als Niedersachsen zweifellos noch einordnen (was bei Kräften aus anderen Bundesländern - 1975 trieben sich zeitweise rund 13.000 Kräfte in den niedersächsischen Heidewäldern rum - schon nicht mehr zutrifft, aber dazu später noch mehr), beim Strich unter der Nummer hört es dann schon auf, nie was von gehört.
Merkst Du, was ich meine? Besonders bei solchen Dingen ist eine einheitliche Handhabung extrem wichtig, die Dachkennungen sind bei normalen Einsätzen, wo sich alle kennen, völlig unwichtig - bei größeren Lagen, wo sie dann unter Umständen eine Rolle spielen könnten, sind regional getroffene / bekannte Lösungen dann jedoch in der Regel eben nicht allgemein bekannt (hervorragendes Beispiel wäre der Strich), nützen also nichts bzw. sind ggf. sogar kontraproduktiv...
Weiterhin, wurde ja hier auch schon ausgeführt, gab und gibt es viele gute Gründe für das amtlichen Kennzeichen als Dachkennung. Kennzeichen sind bundeseinheitlich (ja, tatsächlich - bei der Feuerwehr ist sowas ja eher die Ausnhame als die Regel), relativ kurz (max. 8 Zeichen) und ändern sich i.d.R. während der Nutzungszeit nicht (im Gegensatz zu Funkrufnamen - übrigens auch in Nds., bei uns schon mehrfach vorgekommen und z.B bei der BF Hannover bei den Führungsdiensten 99/xx usw. m.W. tägliche Praxis, je nach dem wer Dienst hat und drauf sitzt). Zusätzlich muß die Dachbeschriftung an sich eine gewisse Größe haben, damit man sie eben überhaupt von oben erkennen kann, und dies funktioniert wegen der beschränkten Dachflächen halt nur mit kurzen, knappen Kürzeln - wie GIHL auch ausführt: Denkbare Dachbeschriftungen wie "Funk + Kanal + Funkrufnamen (Funkverkehrskreis) + Kennung" oder Klartextbeschriftungen wie "TLF XY" erwiesen sich in der "Experimentierphase" als viel zu lang für die Fahrzeugdächer bzw. war diese Fülle an Informationen dann aus der Luft kaum zu erfassen bzw. überhaupt zu lesen.
Funkrufnamen: Der gestern von mir zitierte Absatz aus dem "Handbuch der Feuerwehrfahrzeugtechnik" geht übrigens noch weiter, ich habe den letzten Satz jedoch gestern weggelassen, weil im gestrigen Kontext nicht wichtig, er lautet:
[...] Die Umsetzung des Beschlusses folgte in den Bundesländern per Erlaß. Später sollen die Funkrufnamen ebenfalls einheitlich geregelt werden.
Na ja, das hat bis heute ja hervorragend geklappt... Bei der Aufarbeitung der Waldbrandkatastrophe hatte sich herausgestellt, daß einheitliche Funkrufnamen für die Führung der Kräfte bei größeren Lagen recht nützlich / wichtig wären. Ende der 70er / Anfang der 80er wurde daher ein "bundeseinheitlicher Funkrufnamenkatalog" vorgestellt, in der Folge aber (natürlich) nicht konsequent bundeseinheitlich eingeführt bzw. im Laufe der Jahre zusätzlich völlig unterschiedlich weiterentwickelt. Sind in vielen Länder-Funkrufnamenregelungen noch gewisse Parallelen und Ähnlichkeiten zum "bundeseinheitlichen Katalog" erkennbar (z.B. 1/44/1 = i.d.R. ein größeres LF; bei Fl. XY 23-1 kann es schon wieder ganz anders aussehen...), hat z.B. ausgerechnet Niedersachsen (als "Austragungsort" der Katastrophe 1975) ein Funkrufnamen"system" eingeführt, das für Nicht-Eingeweihte schlicht kaum durchschaubar und generell zudem völlig unpräzise ist (10/21 kann z.B. alles vom TSF bis zum HLF 24/40-5 sein; auch sehr schön sind dann noch lokale, traditionelle Abweichnungen wie z.B. 10/11 - also eine TLF-Kennung - für ein HLF 16/20...). In den Abschlußberichten der Flächenlagen / "Katastrophen" neuerer Zeit wie Oderhochwasser, Elbehochwasser I und II usw. wird übrigens immer wieder ein einheitliches System angemahnt, z.B. in der Einsatzpraxis-Reihe und diversen anderen Veröffentlichungen ebenfalls (inkl. detailiertem Vorschlag) - passiert ist bis heute nix... (Moment: Das THW hat seit längerem bundeseinheitliche FRN...).
Fazit also: Mindestens solange es keine bundeseinheitliche Funkrufnamenregelung gibt, ist die Dachkennung per amtl. Kennzeichen die praktikabelste Lösung, darüber hinaus wegen der Problematik wechselnder FRN an sich aber auch. Den Funkrufnamen über das Kennzeichen auf das Dach zu bringen ist eine hübsche Idee, führt aber ggf. zu noch mehr Problemen / Verwirrung (siehe Posting von Harald) und hilft vor allem im Falle Niedersachsen (z.B. SFA F- ....) leider fast keinem weiter, weil man in 15 Bundesländern damit schlicht reichlich wenig anfangen kann...
Gruß
Daniel
PS / Anm.: Branddirektor Dipl.-Ing. Manfred Gihl war viele Jahre als Abteilungsleiter Technik der Feuerwehr HH tätig und ist ebenfalls ein renomierter, durch viele Veröffentlichungen bekannter Fachmann; nur für die, die mit dem Namen eventuell nichts anfangen konnten.