Beginnen möchte ich mit den Stemolyten.......
Da ich persönlich die Gelegenheit hatte dieses Fahrzeug auf seinem gesamten „Lebensweg“ begleiten zu können, kommt es natürlich bei der Vorstellung auch an erster Stelle.
Nach außen macht so ein Projekt immer ordentlich was her – doch wenn man die Gelegenheit bekommt auch mal hinter die Kulissen zu schauen, sieht die Sache oftmals etwas anders aus…….
Die Bandbreite reicht da von Personal- über technische bis zu ganz einfachen Problemen.
Eine Zeit lang hat der Techniker quasi auf der Wache gewohnt um alles am Laufen halten zu können, dann fiel einer der Doktoren aus und man stellte fest, dass ein Schichtbetrieb mit nur zwei Radiologen eher suboptimal läuft…….
An einem schönen Neujahrsmorgen kam die STEMO-Besatzung zum Dienst und konnte auch gleich wieder nach Hause – es wurde leider versäumt für die Teleübermittlung neue SIM-Karten zu bestellen – und so war keine Datenübertragung möglich.
Ende Dezember 2013 war das Fahrzeug zu einem internationalen Kongress in England – leider liefen die (befristeten) Arbeitsverträge der Besatzung am 31.12. aus. Die armen mussten mit Höchstgeschwindigkeit und vielen Schweißperlen auf der Stirn den Rückweg antreten um am 01.01. ihre neuen Arbeitsvertäge unterschreiben zu können……….
So gäbe es viele Geschichten zu erzählen, welche nun aber auch schon wieder Geschichte sind.
Nun aber zum Thema.
2011 wurde im Januar ein weiteres Spezialfahrzeug von der Berliner Feuerwehr in Dienst gestellt.
Das Stroke-Einsatzmobil (STEMO) wurde im Rahmen eines Projekts der Schlaganfallforschung beschafft. Aufgabe dieser Einheit war es Erkenntnisse zu gewinnen wie eine noch frühere und effektivere Behandlung von Schlaganfällen ermöglicht werden könnte als dies bisher durch die Krankenhäuser mit Stroke-Units möglich war. Kernstück des STEMO war dazu ein mobiler Computertomograph sowie modernste Labortechnik und telemedizinische Vernetzung. Weiterhin verfügte es über eine notfallmedizinische Ausstattung, die der eines NEF entsprach. Besetzt wurde das STEMO mit einem Rettungsassistenten der Berliner Feuerwehr, einem als Notarzt qualifizierten Neurologen und einem als Rettungssanitäter qualifizierten, medizinisch-technischen Radiologieassistenten (MTRA) von der Charité. Dadurch war es möglich, nach radiologischer Absicherung der Diagnose „frischer ischämischer Schlaganfall“ https://de.wikipedia.org/wiki/Isch%C3%A ... hlaganfall vor Ort sofort mit der Lyse des Patienten zu beginnen und diesen anschließend auf die nächstgelegene Stroke-Unit zu transportieren.
Bis zum Ende April 2011, der sogenannten Pilotphase, wurde das Fahrzeug tagsüber in erster Linie zum Stichwort Apoplex rund um die FW Wilmersdorf parallel mit einem RTW alarmiert.
Ab Mai 2011 begann dann die eigentliche Studienphase, in der das STEMO allein zum Stichwort „Apoplex“ ausrücken sollte. Dazu wurde für die Leitstelle ein eigenes Abfrageschema entwickelt, um schon bei der Notrufaufnahme gezielt Schlaganfälle erkennen zu können. Stellte sich vor Ort dennoch heraus, dass es sich nicht um einen Schlaganfall handelte, wurde das STEMO wie ein „normaler“ Notarztwagen tätig, versorgte den Patienten und transportierte ihn erforderlichenfalls ins Krankenhaus. Das Projekt wurde von der Technologiestiftung Berlin und dem Land Brandenburg in Kofinanzierung durch Mittel der Europäischen Union gefördert.
Als weitere Sonderausstattung verfügte das Fahrzeug über eine ECAS-Luftfederung, eine Hydraulische Abstützung des Fahrgestells mit automatischer Niveauregulierung (zur Arbeit mit den CT notwendig), das MAN Bremssystem BrakeMatic, einen Tempomat, eine MWS (Motorweiterlaufschaltung), eine Klimaanlage, eine Standheizung, als Versorgungspunkt zur Fremdeinspeisung eine Rettbox-Air, einen DC-DC Wandler 24 V / 12 V sowie eine Rückfahrkamera. Als Sondersignal wurde das STEMO mit einem elektronisch erzeugten Martin-Horn im vorderen Stoßfänger unter dem Nummernschild ausgerüstet. Das „UFO“ auf der Fahrerkabine enthielt die GPS Steuerung sowie die nötige Sende- und Empfangselektronik zur Datenübermittlung an das entsprechende Krankenhaus.
Leider stellte sich rasch heraus, dass das Fahrzeug auch aufgrund der mit Bleieinlagen abgeschirmten Röntgeneinheit trotz seiner 250 PS leider etwas „untermotorisiert“ war. In Verbindung mit dem Automatikgetriebe hatte es ungefähr die Beschleunigungswerte eines Schwertransporters.
2012 wurde das Fahrzeug im Bereich der hinteren Geräteraumtüren, auf Wunsch des Klinikums Chaitè, mit einem zusätzlichen Schriftzug versehen
Nach langem hin und her über den Fortbestand des STEMO-Projektes und immer wieder Unklarheiten über die zukünftige Finanzierung wurde Ende 2014 der Beschluss gefasst, die mobile Stroke-Unit zum festen Bestandteil innerhalb des Rettungswesens werden zu lassen. Geplant wurde für jede Direktion ein Fahrzeug dieser Art anzuschaffen und das zur Zeit laufende STEMO als Reservefahrzeug zu behalten.
Ein wenig erinnerten die Ereignisse Anfang 2015 an die Etablierung des ersten NAW der BF Berlin.
Nachdem das STEMO während seiner Dienstzeit schon den ein oder anderen Kratzer einstecken musste, beendete ein VU am 18.03.2015 seine Feuerwehrlaufbahn zunächst für einen etwas längeren Zeitraum. Kam die Besatzung glücklicherweise nur leichten Blessuren davon erwischte es das Fahrzeug etwas heftiger. Trotz des schweren Schadens blieben Aufbau und Technik unversehrt und die Fahrerkabine konnte ausgetauscht werden.
2017 war es dann tatsächlich so weit……
Nach langen Verhandlungen bezüglich der Finanzierung konnte Anfang des Jahres das Erste von VIER neuen STEMO`s übernommen werden. Die erste Einheit wurde zwar der Feuerwehr „übergeben“, aber nicht direkt durch die Behörde beschafft. Das Fahrzeug wurde „extern“ durch Fördermittel und Zuschüsse finanziert. Die restlichen drei liefen dann über das normale Beschaffungsprogramm der Berliner Feuerwehr. Technisch auf dem neuesten Stand lieferte die Fa. Fahrtec das erste Fahrzeug auf dem aktuellen MAN TGL 12.250 4x2 BB Facelift Fahrgestell. Durch eine Überarbeitung, bzw. Optimierung des Innenraums konnte die Aufbaubreite etwas reduziert werden, wurde dafür aber etwas länger. Die technische Ausstattung kam wieder von der Firma Mytec.
Da die kompl. GPS – Ortungs- und Telemetrietechnik im Aufbau untergebracht werden konnte entfiel die „UFO“ Antenne auf dem Dach der Fahrerkabine. Ergänzt wurde eine Klimaanlage für den Patientenraum und ein Dachfenster im Technikbereich.
Am 08.06.2017 übergab der Bezirk Marzahn-Hellersdorf das Fahrzeug an die Berliner Feuerwehr. Das Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO) war das zweite Fahrzeug dieser Art in Berlin.
Als Signalanlage bekamen die Neuen anstatt der „Elektrohupe“ jetzt wieder eine vollwertige Martin-Anlage. Warum diese aber wieder direkt über dem Maschinisten platziert wurde blieb unklar. Zwar wurde das Fahrzeug auch wieder mit dem Schriftzug „STEMO“ versehen, allerdings in kleinerer Ausführung und anders platziert. Mit dem Aufkleber am Heck (Logo der Klinik) wurde die Behörde mehr oder weniger durch den externen Beschaffer „Überrascht“.
Ende des Jahres folgten dann auch die Drei aus der normalen Fahrzeugbeschaffung. Und- siehe da – wieder mit einigen Änderungen. Nun bekamen auch die äußeren Euro 6 Stoßfänger einen weißen Anstrich und der Schriftzug STEMO entfiel komplett. Stationiert wurde das Fahrzeug B-2645 als Ablösung des ersten STEMO B-2634 auf der Feuerwache 3400. Leider ereilte das Ur-Stemo kurz vor seinem Übertritt in die Reserveabteilung noch ein weiterer Unfall bei dem der Kofferaufbau seitlich schwer beschädigt wurde und sein endgültiges Ausscheiden aus dem Einsatzdienst besiegelte. Das Fahrzeug wurde von der Firma MYTEC GmbH, welche die CT-Anlage lieferte und auch an der Entwicklung mitgewirkt hatte, gekauft.
Vier Wochen nach dem Dienstantritt des Nachfolgers versagte bei einer Alarmausfahrt leider der Einklappmechanismuss der seitlichen Trittstufe und das Fahrzeug blieb in der Torausfahrt stecken…….
So kam dann das dritte STEMO B-2646 auf die Wache Wilmersdorf. Doch auch seine Tage waren schon dort schon wieder gezählt…….
2018 nach seiner Reparatur wurde das Stemo B- 2645 am o6.o4. auf der Rettungswache Mariendorf in Dienst genommen. Das Fahrzeug der Feuerwache Wilmersdorf (B-2646) wurde bereits im Februar an die Feuerwache Charlottenburg Nord verlegt. So wurde durch die Verteilung der drei Fahrzeuge im Stadtgebiet eine gute Gebietsabdeckung erreicht.
Nach der Reparatur wurde das Fahrzeug dann auch noch Optisch etwas aufgewertet. Durch einen zusätzlichen Schriftzug unterhalb der Hoheitskennung wurde die „Aufgabe“ des Stemo noch einmal dargestellt.
Fortsetzung folgt........
Gruß Guido