Fragen an die Historiker

Alles über Feuerwehr-Fahrzeugtypen; Vorbildsuche ohne geographische Zuordnung....
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Steffen Acker
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Fragen an die Historiker

Beitrag von Steffen Acker »

Hallo liebes Forum,

wie ihr wisst bin ich zurzeit am Oldievirus erkrankt, dank ein paar sehr netter Arbeitskollegen durfte ich mich dann gestern einmal in unserem Stadtarchiv austoben, und zwar konnte ich so einiges über alte Ausrüstung und Gerät unserer Wehr herausfinden, aber nun zu meinen Fragen.

Laut unserer Chronik hat die Wehr im Jahr 1939 ein LF15 erhalten, die Bezeichnung dürfte ja schon mal nicht hinhauen, soweit ich weiß, hat man zu der Zeit noch von Kraftspritze (KS) und dann vom Schweren Löschgruppenfahrzeug (SLG) gesprochen. Die Chronik sagt auch etwas von 1600 Liter Tankinhalt, meines Erachtens auch total daneben meines Wissens dürften die Fahrzeuge doch einen Tankinhalt von 800 Litern Wasser bessen haben, oder?

Und dann zur eigentlichen Frage: Hat jemand Bilder von so einem LF 15 auf Daimler Benz Fahrgestell mit dem Baujahr 1939, vom Aufbauhersteller weiß ich nicht so viel, ich tippe aber auf Magirus.
Beim Googeln bin ich auf diese Fahrzeuge gestoßen könnte die Optik mit einem LF von 39 übereinstimmen? ► http://www.ff-ried.at/site/images/fuhrp ... aimler.jpg (Baujahr 1944) http://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrze ... 584#/88582 (Baujahr 1942)
ach so und welche Farbe hatte denn dann das Fahrzeug Tannengrün oder Feldgrau?

Des Weiteren habe ich gelesen von einer Lafettenspritze, das dürfte doch eigentlich nichts anderes sein als eine TS 8/8 oder ähnlich auf einem Karren ähnlich dieser http://files.bos-fahrzeuge.info/vehicle ... -large.jpg oder?

Achso und wer weiß wo es ein Grundmodell gibt für so ein LF15 der möge mir bitte eine PN schicken. 8)

Vielen Dank für eure Mühen bereits im Voraus!

MfG

Steffen
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Jürgen Mischur
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Re: Fragen an die Historiker

Beitrag von Jürgen Mischur »

Hallo, Steffen!

Fotos vom SLG/LF 15 auf MB L3000S kann ich Dir schicken! Muss sie nur erst hochladen - und dann wg. Urheberrecht auch nur per PN.

Zur Technik hätte ich das:
http://www.stadt.brilon.de/feuerwehr/Te ... -LF_15.pdf

Gruß, Jürgen
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Jürgen Ebert
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Re: Fragen an die Historiker

Beitrag von Jürgen Ebert »

Hallo Steffen

Zu deiner frage wegen der Laffettenspritze ,wir haben eine Magirus Lafettenspritze von 1924 bei uns im Museum.
Ich habe auch das komplette Handbuch und die Teileliste im Archiv ,jetzt müste ich nur wissen von wem die Lafette ist ,vielleicht kann ich dir da weiterhelfen.

Gruß Jürgen
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Steffen Acker
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Re: Fragen an die Historiker

Beitrag von Steffen Acker »

Hallo ihr beiden Jürgens,

erstmal vielen Dank für eure Hilfeangebote!

Ehm soweit ich weiß dürfte die Lafette von Magrius sein und aus dem Jahr 1930 stammen.

MfG

Steffen
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Re: Fragen an die Historiker

Beitrag von Markus Göbel »

Hallo Steffen,

ich möchte versuchen deine Fragen zum SLG zu beantworten.

Zum Tankinhalt ist zu sagen, dass die SLG nicht mit einem 800 Liter, sondern einem 400 Liter fassenden Tank ausgestattet waren.
Das Fahrzeug, auf das ich mich beziehe, allerdings mit KHD-Fahrgestell Bj.41, hat ein Gewicht von 7.150 kg. Fahrzeug und Aufbau 4.750 kg, Beladung und Löschwasser 2.400 kg. Wobei ich die Gewichtsangabe für Beladung und Wasser für etwas abenteuerlich halte...
Was die Lackierung angeht, so würde aus meiner Sicht einiges für eine tannengrüne Lackierung sprechen.
Zum Einen handelt es sich bei 1939 um ein "frühes" Baujahr für die Kriegszeit, so kann man Farbmangel eigentlich ausschließen. In den weiteren Kriegsjahren kam es aufgrund des Mangels an der passenden Farbe dazu, dass Feuerwehrfahrzeuge in den unterschiedlichsten Farben lackiert wurden.
Zum Anderen handelt es sich bei diesem Fahrzeug um ein mehr oder weniger kommunales SLG, was auch gegen eine Lackierung in Feldgrau spechen würde. Sollte es jedoch als Gebrauchtfahrzeug zu euch gekommen sein, was durch Umsetzungen in der Kriegszeit nicht auszuschließen ist, könnte es aber auch grau gewesen sein.

Wenn du mehr Informationen brauchst melde dich per PN bei mir, dann spreche ich mit unserem Historiker.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen!
Gruß Markus

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Re: Fragen an die Historiker

Beitrag von Thomas Engel »

Hallo Steffen ,

ich glaube Matig hatte doch mal sowas im Programm . Bei Gollwitzer war der auch angekündigt , aber ich habe da keine sichere Angabe ob das Teil je geliefert wurde .

Gruß Thomas
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Re: Fragen an die Historiker

Beitrag von Ulrich Niehoff »

Hallo Steffen,

einen Bausatz von diesem Fahrzeug gab es mal bei Gollwitzer, den habe ich selbst schon gebaut, da in meiner Wehr ein solches Original, allerdings mit Baujahr 1941, vorhanden war, siehe http://www.feuerwehr.hameln.de/ortsfeue ... trasse.htm
Den 400l-Tank kann ich bestätigen. Bei einer längeren Schlauchleitung war der Tank leer kurz nachdem man vorne das erste Wasser abgenommen hatte.

Gruß Ulrich
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Steffen Acker
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Re: Fragen an die Historiker

Beitrag von Steffen Acker »

Hallo liebe Mitbastler,

vielen Dank für eure Infos und Tipps, das hilft schonmal ungemein weiter, das mit dem Gollwitzer Bausatz klingt sehr gut, allerdings dürfte das Teil wohl so rar sein wie Goldstaub.

@Thomas soweit ich weiß war der Matig Bausatz ein LF16 auf dem DB LF311 aus den 50zigern, also zu modern für mein LF, aber trotzdem Danke.

@Ulrich es wär natürlich klasse wenn du das Modell einmal online stellen könntest.

MfG

Steffen
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Re: Fragen an die Historiker

Beitrag von Thomas Gribbe »

Moin!

Ich möchte dann auch mal ein paar grundsätzliche Dinge zum Thema Fahrzeuge im 3. Reich beitragen.

Es gab damals genau genommen zwei Organisationen, die für Brandbekämpfung zuständig waren bzw. ihre eigenen Fahrzeuge entwickelten. Zum einen die Feuerlösch- (Bezeichnung ab 1933) bzw. Feuerschutzpolizei (ab 1938) die für die Öffentlichkeit zuständig war. Grundsätzlich waren nach wie vor die Gemeinden und Städte für Aufstellung der Brandschutzeinheiten zuständig, die dann aber der Ordnungspolizei unterstanden. Zum zweiten gab es Luftwaffe. Hier gab es u. a. den SHD (Sicherheits- und Hilfsdienst). Keine der Organisationen hatte rote Feuerwehrfahrzeuge. Grundsätzlich ähnelten sich die Fahrzeuge, waren aber im Detail sowie anfangs auch in der Bezeichnung unterschiedlich.

Unterschiede der Fahrzeuge

Feuerschutzpolizei
-Lackierung in Tannengrün
-Bezeichnung der Löschfahrzeuge mit den Kürzeln LLG, SLG, GLG (leichtes, schweres, großes Lösch...)

Luftwaffe
-Lackierung in Feldgrau (Schwarzgrau?!)
-Bezeichnung der Löschfahrzeuge mit den Kürzeln KS für Kraftfahrspritze

Auch unterschieden sich die Fahrzeuge in der Größe der LW-Tanks. Ab 1943 erhielten die Fahrzeuge beider Orga einheitliche Bezeichnungen die dann bei den Löschfahrzeugen LF lautete. Aufgrund der Materialknappheit wurde auch immer mehr Material eingespart, was soweit ging, dass die Fahrzeuge mit Hartfaserplatten statt Blech außen verkleidet waren (sog. Einheitsaufbau). Ein auffälliges Anzeichen für ein spätes Fahrzeug sind die einfachen Kotflügel hinten sowie Trittbretter anstelle der Kästen zwischen den Achsen (vgl. die beiden Links in Steffens Thread). Ebenfalls wurden die Fahrzeuge ab ´43 einheitlich in Sandbeige lackiert. Auch dies war eine Folge der Materialknappheit.Siehe hier: http://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrze ... LF_1543_aD

Speziell zum Erkennen von Aufbauherstellern bei den Löschfahrzeugen auf Mercedes Benz kann gesagt werden, dass Fahrzeuge mit der stark gekrümmten Frontscheibe von Daimler Benz aufgebaut wurden. Die mit der (fast) geraden Scheibe waren von Fremdaufbauern.

Ich hoffe, ich konnte Dir damit ein wenig helfen. Und anderen vielleicht auch. Übrigens schwebt mit das Modell auch schon sehr lange vor aber wie Du schon sagst, es ist Goldstaub.

Gruß Thomas
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