https://de.wikipedia.org/wiki/Notarztwa ... Klinik.jpg
Leider war seine Dienstzeit nach drei Jahren schon wieder vorbei, da er sich aufgrund seiner Größe als zu langsam und zu schwerfällig erwies. Viel wichtiger aber war, dass der Wandel in der Rettungsdienstlichen Patientenversorgung begonnen hatte. Die bisherige Taktik, vergleichbar mit der heutigen NOT-Rettung, den Patienten so schnell wie möglich in ein Krankenhaus zu bringen, wurde neu überdacht und man ging nun dazu über den Arzt so schnell wie es geht zum Patienten zu bringen. Doch gerade in Großstädten hielt man diese Vorgehensweise, aufgrund der hohen Krankenhausdichte, für zu aufwändig und vor allem zu teuer. Doch glücklicherweise wurde das Konzept von einigen Berufsfeuerwehren übernommen und weiter geführt. Insbesondere die BF Köln nahm hierbei eine Vorreiterrolle ein und so konnte sich der Notarztdienst u.a. auch in den Städten Frankfurt, Hamburg und München etablieren.
1966 die BF München stellt versuchsweise ein Notarzteinsatzfahrzeug auf BMW 501 in Dienst. Stationiert auf einer Feuerwache holte das „erste NEF“ den Arzt von der Poliklinik ab und transportierte ihn zur Unfallstelle. Es stellte sich jedoch heraus, dass ein PKW den Anforderungen an die zusätzlich benötigten Gerätschaften, die RTW Ausstattung war damals noch recht spartanisch, nicht gerecht wurde und man wechselte zurück zu den „großen“ NAW.
Trotz der positiven Erfahrungen, die im Bundesgebiet gesammelt wurden, stellte man in Berlin erst siebzehn Jahre später den ersten NAW in Dienst.
1974 Am Rudolf-Virchow-Krankenhaus, der jetzigen Charitè, konnte auf Initiative von Prof. Hochmut und mit Hilfe der Björn-Steiger-Stiftung am 18. September das erste Arztbesetzte Rettungsmittel Berlins in Dienst gestellt werden. Der „NAW Wedding“, ein MB L 409, wurde nicht nur mit modernsten Geräten wie tragbarem EKG, Defibrillator, eigener Sauerstoffversorgung und verschiedenen Notfallkoffern ausgestattet sondern bekam für den Patientenraum auch eine Klimaanlage auf die hintere Dachfläche, was in damaligen Fachkreisen für einiges Aufsehen sorgte. Während die Klinik, die Feuerwehr, die Ärzte (und die geretteten Patienten) durchweg gute Erfahrungen machen konnten, standen Politiker und Krankenkassen der Sache wegen der anfallenden (hohen) Kosten sehr kritisch gegenüber.
Das „Leben“ des ersten NAW verlief nicht gerade rosig. Stationiert auf dem Krankenhausgelände, unter-gebracht in einer „provisorischen Garage“ und, da der Berliner Senat einen Ausbau des NAW Systems immer noch nicht zustimmen wollte, lange Zeit auch ein Einzelkind. Durch seine zahlreichen Einsätze im gesamten Berliner Stadtgebiet war er auf den Straßen jedoch kein unbekannter mehr und wurde von der Bevölkerung meistens mit dem Satz: „kiek ma, da is wider wat janz schlimmet passiert“ begleitet.
Doch von seinem größten Schicksalsschlag, einem schweren Verkehrsunfall im Heimatbezirk Wedding, erholte er sich nicht mehr und musste ausgesondert werden. Für den Senat war die „Kostenstelle“ NAW damit endlich vom Tisch. Jedoch hatten die Stadtväter ihre Rechnung ohne die Berliner gemacht. Die Bevölkerung zeigte sich bestürzt und durch den Spendenaufruf in einer großen Berliner Tageszeitung (BZ) kam innerhalb weniger Tage eine Summe zusammen, mit der ein neuer NAW finanziert werden konnte.
B-2532, Bj.1975, MB 409 D, Binz
1977 Aufgrund des großen Interesses gerieten die Politiker nun immer mehr in „Zugzwang“ was dazu führte, dass sie letztendlich dem öffentlichen Druck nachgaben und die Zustimmung zum Auf- und Ausbau des NAW- Systems gaben. So konnten in diesem Jahr 3 weitere offizielle NAW Stützpunkte samt Fahrzeug übernommen werden. Klinikum Steglitz am 13.o6., Krankenhaus Am Urban am o1.o8. und am 14.11. bekam das Klinikum Charlottenburg seinen NAW. Die Fahrzeuge, Typ 409 L Vierzylinder Benziner mit 85 PS, wurden wiederum von Daimler Benz geliefert und den Innenausbau führte die Fa. Binz aus. Zur „Ärztlichen Ausstattung“ gehörten u.A. Geräte für Beatmungs- und Kreislaufbehandlung, netzunabhängige Herzwiederbelebungs- und Überwachungseinheit mit griffbereitem Defibrillator. Div. Verbandmaterial, an der Decke angebrachter, pendelsicherer, Infusionshalterung, Pflege- Warn- und Rettungsgerät. Der Patiententisch war eine Parallel-Schwenkbühne, hydraulisch stufenlos bis auf eine Arbeitshöhe von 7oo mm anzuheben und querverschiebbar mit einem Neigungswinkel von bis zu 30°. Auch ein Hydropneumatisches Stoßabsorber- System wurde eingebaut.
Die Fahrzeuge wurden zwar an den jeweiligen Krankenhäusern/Kliniken stationiert, bekamen aber alle eine Betreuungswache zugewiesen von denen auch das Personal gestellt wurde. Anfangs noch als normale Feuerwehrsanitäter fahrend, wurden die Besatzungen jedoch schnell mit zusätzlichen NAW Lehrgängen auf die höheren Anforderungen vorbereitet. Da die Zugehörigkeit auch innerhalb der BF (noch) als etwas Besonderes galt, fuhren die Beamten auch nicht in der normalen Einsatzkleidung sondern mit weißer Hose und Jacke. Intern wurde der NAW samt Besatzung spöttischer weise und völlig zu unrecht mit dem Spitznamen „der weiße Tod“ bezeichnet.
Für die Alarmierung des NAW wurden 7 Stichworte zu einem Indikations-Katalog zusammengefasst.
Plötzlich auftretende Bewußtlosigkeit
• Schwere Schädel- Hirnverletzungen, Blitzschlag, Stromunfall, Wasserunfall, Vergiftungen durch
Nahrungsmittel, Medikamente oder andere chemische Stoffe
Heftiger oder anhaltender Brustschmerz
• Herzinfarktverdacht, auch in Verbindung mit Übelkeit, Brechreiz oder Schwindelgefühl
Atemstillstand oder plötzliche Atemnot
• nach Thoraxverletzungen, Vergiftungen, schwerem Asthmaanfall, akuter Herzschwäche,
Verlegung der Atemwege, Krampfanfall
schwere Blutung
• Bluterbrechen, Bluthusten, Darmblutung, Verletzungen oder gynäkologischen Blutungen
Schockzustand
• Nach Verletzung, Verbrennung oder Verätzung, sonstige Ursachen
schwere Verletzung
• nach Verkehrs-, Haus-, Betriebs- oder Sportunfall, flächenhafte Verbrennungen
sonstiges
• Biss durch giftige Tiere, Dialysezwischenfall oder auf spezielle Anforderung
1978 konnte ein weiterer Stützpunkt am Krankenhaus Neukölln übernommen werden.
1981 Beschaffung weiterer NAW auf dem nachfolge Fahrgestell MB L 613 D. Bei der neuen „Facelift“ Generation wurden einige „Baumängel“ der Vorgänger beseitigt und es stand nun auch ein mit 130 PS deutlich Leistungsstärkerer 6 Zylinder- Dieselmotor zur Verfügung. Zur Freude der Maschinisten bekamen auch diese Fahrzeuge wieder ein Automatikgetriebe. Auch die medizintechnische Ausrüstung wurde auf den neuesten Stand gebracht. Das Problem des stromabhängigen Betriebes der vielen Geräte zwang die NAW noch bis heute dazu an der Einsatzstelle mit laufendem Motor zu stehen. Als auffälligste Neuerung bekam diese Serie ein weiters Fenster auf der Fahrerseite, gegenüber der seitlichen Einstiegs-Drehtür. Bis zum Jahr 1989 konnten zehn Fahrzeuge dieser Serie beschafft werden.
B-2515, Bj.1981, MB L 613 D, Binz
1982 Da sich bei den Fahrzeugen teilweise lange Ausfallzeiten, bedingt durch die sehr hohe Laufleistung, Probleme mit der zweiten Lichtmaschine, und den Bremsen ergaben schnellten auch die Unterhaltskosten entsprechend in die Höhe. Auch hielten viele Ärzte das NAW System zwar für sehr gut, waren aber mit den medizinischen Behandlungsergebnissen noch nicht zufrieden. Bedingt durch die großen Ausrückebereiche der Fahrzeuge kam es zwangsläufig auch zu längeren Eintreffzeiten. Am Urbankrankenhaus wurde daher ein Versuch gestartet, dass im übrigen Bundesgebiet schon praktizierte NEF System auch in Berlin zu Testen. Die bisherige Praxis nur den NAW (bei entsprechenden Stichworten) zu alarmieren hatte für die Patienten den Nachteil, evtl. etwas länger auf ein Rettungsmittel warten zu müssen. Wurde hingegen der Arzt von einem schon vor Ort befindlichen RTW (und damit einen schon Vorversorgten Patienten) nach-alarmiert, waren die Heilungsaussichten - gerade bei Reanimationen, Kammerflimmern oder doch schwereren Verletzungen - aus Sicht der Ärzte deutlich besser. Als erstes NEF wurde ein KTW vom Typ VW T3 umgebaut. Dieses hatte den Vorteil, dass kein neues Fahrzeug beschafft werden musste und es konnten einige Gerätschaften mitgeführt werden die auf den RTW`s nicht vorhanden waren, und in einem PKW keinen Platz gefunden hätten.
B-2597, Bj.1982, MB L 613 D, Binz
B-2653, 1. NEF zur Probe
Modell: ROCO - leicht modifiziert
Nachdem das Testfahrzeug 1983 auch noch am Klinikum Steglitz eingesetzt wurde, kam man letztendlich zu folgendem Ergebnis. Das Rendezvous-Verfahren als solches war ein voller Erfolg, jedoch hat sich das NEF als solches für Berlin nicht bewähren können. Eine praktische Konsequenz erfolgte dennoch indem nun ein RTW und der NAW zu den Stichworten parallel alarmiert wurden. So konnten die Vorteile des NEF Systems genutzt werden und mit den vorhandenen NAW`s kombiniert werden.
B-2598, Bj.1983, MB L 613 D, Binz
B-2599, Bj.1984, MB L 613 D, Binz
1985 Auf Initiative von NAW Ärzten wird bundesweit erstmalig die Erprobung der Frühdefibrillation in Berlin gestartet.
B-2600, Bj.1985 MB L 613 D Binz
B-2638, Bj.1985, MB L 613 D, Binz
Modell: Uralt - Preiser mit etwas Farbe drauf - würde ich heute mit Brekina kombinieren.
B-2641, Bj.1986, MB L 613 D, Binz
1987 Verkehrte Welt. Als am 13.10. der erste Berliner Rettungshubschrauber, betrieben vom ADAC, in Dienst gestellt wurde, kam die Kritik von der Feuerwehr und von den Notärzten. So wurden die sehr hohen kosten im Verhältnis zu den Einsatzmöglichkeiten im Stadtgebiet bemängelt. Nachts wäre er gar nicht und am Tage nur mit großem Risiko und Aufwand einsetzbar. Die Ausstattung einer solchen „fliegenden Arzttasche“ käme nicht an die eines NAW heran und Einsätze im Umland waren aufgrund des alliierten Luftrechts nicht möglich. Für das Geld hätte man zwei weitere Notarztwagen finanzieren können. Die Politik sah darin jedoch ein Prestigeobjekt und setzte sich durch.
Da der Überführungsflug durch die Sowjets und die Westalliierten über das Hoheitsgebiet der DDR nicht gestattet wurde, musste die BO 105, zerlegt in Einzelteile, über den Transitweg nach Berlin gebracht werden. Zunächst durften auch nur amerikanische Piloten den „gelben Engel“ fliegen.
Nach ca. fünfmonatiger Einführungsphase wurde Christoph 31 dann offiziell in das Berliner Rettungs-System integriert. Stützpunkt ist bis heute das Universitätsklinikum Benjamin Franklin.
B-2642, Bj.1987, MB L 613 D, Binz
1988 Nachdem bei der Feuerwehr Frankfurt ein neuer Typ von NAW in Dienst gestellt wurde übernahm man am Klinikum Steglitz ein Fahrzeug dieses Typs zu Erprobungszwecken. Ein gut gemeinter Vorteil der Konstruktion bestand in der sehr tief liegenden Bauweise den Neoplan NAW. Leider dauerte es nicht lange und bei den Straßenverhältnissen häuften sich die Aufsetzer welche letztendlich das Aus für diese Bauform in Berlin bedeutete.
https://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrz ... xx81-xx_aD
B-2650, Bj.1988, MB L 613 D, Binz
B-2596, Bj.1988, MB 711 D, Binz, erster T2 NAW
1989 Eine neue Fahrzeuggeneration hielt Einzug. Auch das Nachfolgemodell des nicht mehr produzierten MB L 613, die neue Typenreihe MB 711 D, heute bekannt als T2, wurde als NAW Basisfahrzeug in die Reihen der Berliner Feuerwehr übernommen. Änderungen und Verbesserungen fanden sich natürlich auch an den neuen Fahrzeugen. Auffälligste Merkmale waren – Verzicht des bei der 611er Reihe eingeführten linken Seitenfensters, Änderung der Einstiegstür auf der Beifahrerseite von Drehtür auf Schiebetür, die damit verbundene Neugestaltung des Patientenraumes. Bedingt durch diese Maßnahmen „verlängerte“ sich auch das Fahrgestell und wuchs auf einen Radstand von 37oo mm. Weiterhin verwendet wurde die leicht modifizierte Klimaanlage der Fa. Behr. Da viele Krankenhäuser unterschiedliche Dachhöhen an den Liegendanfahrten hatten und dieser Umstand schon einige Dachbeladungen inkl. Blaulichter und Klimaanlagen gekostet hatte, wurden die neuen NAW mit „Fühlern“ ausgestattet, die dem Maschinisten durch ein Tonsignal anzeigten das die Weiterfahrt problematisch werden könnte. Obwohl diese Kontakte noch vor den Blaulichtern saßen, konnte, bei entsprechendem „Anfahrtsschwung", leider nicht verhindert werden, dass die Lebensdauer des ein oder anderen Blaulichtes arg verkürzt wurde. Die deutlich teureren Klimaanlagen blieben jedoch in Zukunft verschont. Auch wurden die neuen mit einer Zentralverriegelung und einer Schwingungsanzeige ausgestattet. Diese hatte die Aufgabe den fahrenden Maschinisten über Belastung und Position des Tragentisches zu informieren.
B-2545, Bj.1889 MB 711 D Binz
Modell: auch schon wieder über 10 Jahre alt. Aufgrund der damals zur Verfügung stehenden Grundmodelle ein MIX aus Herpa und Merlau. Der mittellange von Praline ? war mir eindeutig zu klobig.
Fortsetzung folgt........
Gruß Guido