Hallo,
Sebastian Heim hat geschrieben:ich hätte eine Frage, und zwar suche ich seit längerem über die Firma Bachert die Ende der 80'er Konkurs anmeldete, eine kurze Firmengeschichte. Mich würde interessieren, wie eine solche Firma in den Konkurs kommen konnte, was sie produzierte und wo.
Na gut, dann will ich Dir mal endlich weiterhelfen

(wollte ich die Tage schon machen, habe dann aber nicht mehr dran gedacht).
Aus GIHL, "Die Geschichte des deutschen Feuerwehrfahrzeugbaus, Band 2":
Gebr. Bachert GmbH & Co., Bad Friedrichshall
Adam Bachert gründet 1823 in Kochendorf eine Werkstätte für Glocken- und Gelbguß sowie Feuerspritzen. Erstmals Bau von Löschfahrzeugen 1951. Herstellung von genormten Feuerwehrfahrzeugen, Sonderlöschfahrzeugen und Feuerlösch-Kreiselpumpen. 1977 bis 1988 Vertrieb von Simon-Snorkeln in Deutschland. In Zusammenarbeit mit dem VEB Feuerlöschgerätewerk Luckenwalde in den 80er Jahren Bau von Drehleitern. 1987 Konkursanmeldung.Das erst mal in aller Kürze, jetzt kommen noch ein paar Ergänzungen meinerseits:
Wie oben bereits zu lesen, trat Bachert nicht erst zu Beginn der 50er Jahre auf dem Feuerwehr-Sektor auf, sondern befasste sich schon früher mit dem Feuerwehrgerätebau. So wurden bereits vor dem Krieg Feuerlöschkreiselpumpen, Tragkraftspritzen und auch TSA gebaut, mit diesen Produkten war Bachert z.B. auch Mitgliedsfirma der "Fachuntergruppe Feuerwehrgeräte" in den Gliederungen des Dritten Reichs. Nach dem Krieg trat Bachert dann auch als Hersteller kompletter Feuerwehrfahrzeuge auf, und dies gleich mit einem Paukenschlag: 1951, also gleich mit dem Beginn der Fertigung, lieferte Bachert als erster Hersteller drei LF 8 und ein LF 15 mit Ganzstahlaufbau aus. Zuvor war es üblich, sowohl Mannschaftskabine als auch Geräteaufbau aus einen Hartholzrahmen zu erstellen und dann zu beblechen, die Ganzstahlausführung setzte sich jedoch schnell durch und wurde bereits 1955 in den "Baurichtlinien für Feuerwehrfahrzeuge", den Vorläufern der Normen, festgeschrieben. In den folgenden Jahren gelang es Bachert, schnell auf dem Feuerwehrfahrzeugmarkt Fuß zu fassen. Ein nicht unwesentlicher Punkt dafür (und auch für die Aufnahme der Fertigung an sich) mag gewesen sein, daß durch die deutsche Teilung etliche renomierte Fahrzeughersteller abgeschnitten oder infolge des Krieges sogar erloschen waren. So lagen z.B. die Firmen Hermann Koebe (Luckenwalde), E.C. Flader (Jöhstadt), G.A. Fischer (Görlitz) oder Julius Müller (Döbeln) nun in der östlichen Zone, andere wie z.B. Gustav Ewald (Küstrin) waren komplett vom Markt verschwunden. Anfang der 60er Jahre stieg Bachert schließlich sogar zum "Hauslieferanten" der Feuerwehr Hamburg auf, etwas später auch der Berliner Feuerwehr (von 1957 bis 1986 erhielt die Hamburger Feuerwehr mit exakt 5 Ausnahmen (Magirus) tatsächlich ausschließlich LF und TLF in der Kombination MB / Bachert, insgesamt nicht weniger als 265 Fahrzeuge! - Quelle: Gihl (s.o.), Seite 291 ff.). Warum Bachert letztlich dann Ende der 80er doch in den Konkurs ging? Kann ich natürlich auch nicht so genau sagen, am ehesten unterm Strich vermutlich Fehlmanagement in Verbindung mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage in den 80ern, und: Dermaßen dominierende Großkunden (B und HH) können unter Umständen natürlich auch zum Problem werden, z.B. weil erhebliche Rabatte eingeräumt werden müssen. Hätte Bachert die Grenzöffnung noch erlebt, wäre vielleicht alles anders gekommen - aber wer kann das letztlich schon sagen... Zuletzt, weil Du auch nach den Produktionsstandorten gefragt hattest: Das Bachert Karosseriewerk in Weisweil wurde am 01.01.1088 von der (damaligen) Ivecon Magirus Brandschutztechnik AG übernommen und ist heute einer der Standorte bzw. der Hauptstandort der Magirus Löschfahrzeugproduktion.
Edit / Nachtrag zu den erwähnten Drehleitern: Hierbei handelte es sich um die vom IFA W 50 als Standardleiter der DDR-Feuerwehren bekannte DL 30 aus Luckenwalde, die von Bachert auf MB 1019 F (1 Exemplar, 1983) und MAN 14.192 F (2, 1984) -Fahrgestelle gesetzt wurde. Diese als DL 23/12 angebotenen Drehleitern konnten im Inland nicht überzeugen und wurden sämtlich ins Ausland verkauft.
Noch etwas anderes fasziniert mich übrigens am Namen Bachert, dazu auch aus dem GIHL:
Metz Feuerwehrgeräte GmbH, Karlsruhe
[...] 1905 übernehmen Alfred und Karl Bachert aus Kochendorf den Firmennamen und verlegen den Firmebnsitz von Heidelberg nach Karlsruhe. Bau von Drehleitern und Löschfahrzeugen. [...]Merkst Du was? Die Familie war ganz schön umtriebig, was das Feuerwehrwesen anbelangte...

Und letztlich, hier schließt sich der Kreis: Bachert ist an sich gar nicht verschwunden, es gibt bis heute eine Glockengießerei
Adam Bachert, immer noch in Familienbesitz, zwar nicht mehr in Kochendorf sondern in Karlsruhe, aber dort ausgerechnet in der Carl-Metz-Straße...
siehe hier. Zufall...?
Ich hoffe, ich konnte Dir erst mal weiterhelfen, Teil 2 zur GFT fogt gleich.
Gruß
Daniel