Kein Fahrzeug, aber trotzdem ein echter Rosenbauer!
Verfasst: 05.08.2014, 16:32

© Rosenbauer International AG, Leonding
Fotos vom Panther-SimulatorRosenbauer hat geschrieben:Simulatoren kommen heutzutage in immer mehr Lebensbereichen zum Einsatz, allen voran dort, wo ein reales Training zu aufwändig, zu teuer, ökologisch nicht vertretbar oder einfach zu gefährlich wäre. Blaulichtfahrten der Feuerwehren fallen definitiv in diese Kategorie. Untersuchungen sprechen von einem bis zu 17 Mal höheren Unfallrisiko auf einer Einsatzfahrt gegenüber einer Fahrt mit dem privaten PKW. Rosenbauer hat deshalb sein Angebot an Fahrtrainings deutlich erweitert. Neben dem bereits seit Jahren erfolgreich im Einsatz befindlichen PANTHER Taktik-Simulator für Flughafenfeuerwehren wurde nun auch ein Simulator für kommunale Einsatzfahrten in Dienst gestellt: der „Emergency Response Driving Simulator“ (ERDS).
Auf beiden Simulatoren lassen sich besonders heikle oder selten auftretende Gefahren- und Stresssituationen bei der Anfahrt bzw. am Einsatzort trainieren. Ohne Risiko und überzeugend authentisch. Beide bieten aufgrund neuester Technik ein absolut realistisches Fahrverhalten in einem realitätsnahen und detailgetreu nachgebildeten Umfeld. Auf beiden Simulatoren können die unterschiedlichsten Szenarien von Einsatzfahrten trainiert werden, um vor allem in kritischen Verkehrssituationen richtig reagieren zu lernen. Durch die Ausbildung am Simulator erlangen Maschinisten und Fahrer von Feuerwehrfahrzeugen auch in jenen Situationen Routine und Sicherheit, die aus den eingangs erwähnten Gründen auf der Straße nicht geübt werden können.
Trainingsfahrten auf dem ERDS lassen sich sehr individuell gestalten: Sobald der Fahrer Blaulicht und Martinshorn einschaltet, reagiert der übrige Verkehr auf die Sonderrechte des Einsatzfahrzeuges. Man kann jedes Wetter erzeugen, auch plötzliche Wetteränderungen. Es lassen sich die verschiedensten Lichtverhältnisse programmieren, auch Nachtfahrten bei Nebel. Man kann jeden Fahrbahnzustand einstellen, z.B. zunehmende Glatteisgefahr, und mit unterschiedlichen Beladezuständen unterwegs sein, beispielsweise die Hinfahrt mit vollen und die Rückfahrt mit leeren Löschmitteltanks.
Weiters lassen sich Reaktionen anderer Verkehrsteilnehmer in die Trainings integrieren: ein Kind, das plötzlich über die Straße läuft; ein Radfahrer, der beim Abbiegen im toten Winkel des Fahrers verschwindet; ein Bus, der ohne Blinken die Haltestelle verlässt; undisziplinierte Autofahrer vor einer roten Ampel oder im Stau, die plötzlich die Rettungsgasse wieder schließen. Und auch das eigene Fahr- und Fehlverhalten lässt sich analysieren, zum Beispiel Abbiegen ohne den Blinker zu setzten, weil man ohnehin mit Blaulicht unterwegs ist. Die Simulator-Ausbildung ist eine Spezialausbildung. Man lernt richtiges Verhalten in Ausnahmesituationen, einen LKW fahren zu können, ist Grundvoraussetzung.
Die Fahrerkabine des ERDS ist die eines Mercedes Benz Actros mit allen Original-Bedienelementen und -Anzeigen sowie Original-Automatikschaltung. Die Kabinen-Nachbildung befindet sich auf einer Bewegungsplattform mit drei elektrisch angetriebenen Spindelaktuatoren, so dass sich die Kabine wie im echten Fahrbetrieb bewegt. Stöße durch Randsteine und Fahrzeugbewegungen – verursacht beispielsweise durch Fahrbahnveränderungen – werden entsprechend realisiert und fühlbar gemacht. Das Bild von Straßen und Autobahnen, egal ob in einer Landschaft oder in einer Stadt, erscheint durch Projektion auf den Front- und Seitenscheiben, TFT-Monitore ersetzen die Rückspiegel.
Zurzeit stehen im ERDS 120 km Freilandstraße in unterschiedlichen Breiten und Gefällen, mit Brücken, Unterführungen, Eisenbahnkreuzungen etc. zur Verfügung. Weiters 60 km Stadtverkehr durch unterschiedliche Wohn- und Industriegebiete sowie 40 km Autobahnen mit Auf- und Abfahrten, Tunnels, Rast- und Tankstellen sowie allen Signalanlagen. Die Strecken sind frei kombinierbar, ebenso die Ereignisse/Szenarien, die während der Fahrt zu bewältigen sind.
Während der ERDS ausschließlich dem Training von Einsatzfahrten dient, werden im PANTHER Taktik-Simulator sowohl die Fahrt über den Flughafen als auch der anschließende Löschangriff geübt. Das Flughafengelände ist in allen Einzelheiten abgebildet, inklusive Landebahnen, Zubringer, Flugvorfeld, Tower, Ankunfts- und Abflughallen, Feuerwachen usw. Jeder Flughafen lässt sich mit allen Details ins System einspielen, genauso wie die verschiedensten Flugzeugtypen, von denen standardmäßig Airbus A380-800, Boeing 737, Boeing 747-400 und MD-11 verfügbar sind.
Wie beim ERDS verändert sich die Straßenlage und das Fahrverhalten des PANTHER im Simulator je nach Beladung und Fahrbahnbeschaffenheit. Die Löschtechnik wird über die Original-Bedienelemente gesteuert, alle Monitore (Front-, Dach-, Löscharm-Monitor) sind mit Einhandbedienung ausgestattet und in der Lage, alle verfügbaren Löschmittel an Bord auszubringen. Geübt wird vor allem das richtige Positionieren des Fahrzeuges für den Löschangriff auf ein Flugzeug oder eine brennende Turbine, die Wahl des richtigen Löschmittels, die optimale Wurfweite sowie die genaue Handhabung des Piercing-Tool. Mit diesem werden Flugzeug- und Containerwände durchstoßen, um im Inneren zu löschen. Vom Operator können die unterschiedlichsten Brandszenarien eingestellt werden: Rauch, Flammen, Explosionen, sich wieder entzündende Turbinen, alles ist möglich.
Der PANTHER-Simulator besteht aus einer Originalkabine mit einer vorgebauten, 210°-Projektionsfläche von acht Metern Durchmesser und vier Metern Höhe sowie einer separaten Instruktorenstation. Von dieser Station aus werden die verschiedenen Einsatzsituationen programmiert und wird das Training gesteuert. Die Projektoren sind mit Edge Blending-Software ausgestattet und produzieren ein nahtlos zusammengesetztes, sehr helles Panoramabild in einer Größe von 56 m2. Der Fahrer hat das gesamte Einsatzgeschehen auf der riesigen Projektionsfläche vor sich. Die beiden Hauptspiegel sind durch Bildschirme ersetzt und ermöglichen eine Rundumsicht für den Fahrer. Wenn er links, rechts oder oben aus dem Fahrzeug schaut, sieht er die Umgebung wie bei einer realen Einsatzfahrt.
Rosenbauer bietet die Simulator-Trainings sowohl im Leondinger Schulungszentrum als auch direkt bei Feuerwehren und anderen Einsatzorganisation ab. Der ERDS wird zu diesem Zweck einfach auf ein Wechselladerfahrzeug gepackt und beim Kunden abgestellt. Neben der Ausbildung durch Rosenbauer Trainer werden beide Simulatoren auch vermietet oder verkauft. So wurde beispielsweise im Juni 2014 ein PANTHER Taktik-Simulator am Flughafen Kuala Lumpur in Betrieb genommen. Grundsätzlich trägt die Ausbildung im Simulator dazu bei, Gefahrensituationen richtig abschätzen zu lernen und potenzielle Unfallsituationen rasch entschärfen zu können, die Absichten anderer Verkehrsteilnehmern frühzeitig zu erkennen und richtig zu interpretieren, die eigene Absicht im Straßenverkehr für andere deutlich erkennbar zum Ausdruck zu bringen, mit Stress auf Einsatzfahrten richtig umzugehen und dadurch letztlich die Zahl der Unfälle mit Blaulicht zu senken.
Der große Vorteil von Simulatortrainings liegt in ihrer Risikolosigkeit und Reproduzierbarkeit bei geringen Kosten. Es gibt keinen Verschleiß, es wird kein Löschmittel verbraucht und es gibt keine Schäden am Fahrzeug, auch wenn man hundert Mal im Training einen Unfall baut, und, was am wichtigsten ist: Man erlangt Fahrpraxis und intuitiv rasches und richtiges Reagieren in Situationen, die man in der Regel sonst nicht üben kann.
Technische Daten
- a) Einsatzfahrzeug-Simulator
Original MB-Actros-Kabine
4-Kanal-Projektoren, Rücklichtprojektion
180° Sichtfeld
Bewegungssystem
Wechselaufbau L x B x H: 7,82 x 2,55 x 3,01 m
b) PANTHER Taktik-Simulator
PANTHER Originalkabine
3 Projektoren mit Edge Blending
Dachmonitor für Überkopfprojektion
210° Projektionswand
Bildschirmformat: 8,00 m Durchmesser, 4.00 m Höhe
Kabinengröße L x B x H: 3,00 x 3,00 x 2,50 m







© Rosenbauer International AG, Leonding
Fotos vom Actros-Simulator





© Rosenbauer International AG, Leonding
Gruß, Jürgen
